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Interview mit Jörn-Torsten Verleger im "Neuen Deutschland"

Dresden, 08/11/2007
Die Schacholympiade war immer Chefsache

Vor der entscheidenden Abstimmung des Stadtrats der Landeshauptstadt Dresden über die Finanzierung der Schacholympiade 2008 am 15. November spricht ND-Mitarbeiter RENÉ GRALLA mit JÖRN-TORSTEN VERLEGER (35), Geschäftsführer der Schacholympiade 2008 – Chess Foundation GmbH und Leiter des Organisationsbüros der Schacholympiade 2008.


Aufregung um die Schacholympiade 2008 in Dresden: Für 50 Prozent des Etats über 3,88 Millionen werden noch Sponsoren gesucht. Im Notfall müsste die Landeshauptstadt Dresden den Fehlbetrag decken.

ND: Rund zwei Millionen Euro sollen fehlen. Wie gefährdet ist die Finanzierung der Schacholympiade?
JÖRN-TORSTEN VERLEGER: Richtig ist, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch eine Finanzie-rungslücke in Höhe von 1,9 Millionen Euro besteht. Insgesamt sind 3,88 Millionen Euro veranschlagt für den Etat, der mit dem Weltschachbund FIDE abgestimmt ist. Da spielt eben die Tatsache eine Rolle, dass wir uns noch über ein Jahr vor der Veranstaltung befinden und dass wir es bisher nicht geschafft haben, Sponsoren im notwendigen Umfang zu binden, was aber für Sportveranstaltungen dieser Größe nicht ungewöhnlich ist.

ND: Die ursprüngliche Planung für die Olympiade sah sechs Millionen Euro vor. Nun ist mehr als ein Drittel der Gelder gestrichen worden. Warum?
VERLEGER: Auch im ursprünglichen Etat von sechs Millionen Euro, der sich auf den Gesamtzeitraum von 2005 bis 2008 bezogen hat, waren nur 4,4 Millionen Euro für das eigentliche Olympiajahr 2008 vorgesehen. In Bezug auf diese 4,4 Millionen Euro haben wir als Konsequenz der Beschlusslage des Stadtrates der Landeshauptstadt Dresden eine Reduzierung auf 3,88 Millionen Euro herbeigeführt, weil der Stadtrat uns gebeten hat, Einsparungsmöglichkeiten im Etat zu überprüfen, wenn nicht ausreichend Sponsoren gefunden werden.

ND: Was ist dem Rotstift zum Opfer gefallen?
VERLEGER: Für den Fall, dass nicht ausreichend Sponsoren gefunden werden, wird es beispielsweise bei Rahmenturnieren für Senioren und dem Open keine Geldpreise geben. Wir werden diese Turniere aber ebenso durchführen wie den mit dem Deutschen Schachbund geplanten Deutschland-Cup oder das Jugendlager der Deutschen Schachjugend.

ND: Weltverband und OK messen der Übertragung der Schachspiele ins Internet eine Schlüsselrolle zu. Bei der Generalprobe, der EM 2007, gab es da Probleme... VERLEGER: Die Schwachstellen lagen im IT-System. Deswegen haben wir unter Leitung des städtischen Eigenbetriebes IT eine Task Force gegründet, die unter Beteiligung der Technischen Universität und weiterer Partner an einer Lösung arbeitet.

ND: In Internetforen wird diskutiert, welche Spielbretter bei der Olympiade zum Einsatz kommen - weil die Qualität der Live-Übertragungen viel mit den eingesetzten elektronischen Schachbretter zu tun hat. Der niederländische Hersteller DGT bietet ein Brett an, das sich bei der Olympiade 2006 bewährt hat. Gleichzeitig wird in Dresden seit Jahren an der Entwicklung eigener Bretter gebastelt: Warum?
VERLEGER: Wir haben schon seit 2005 ein schriftliches Angebot der FIDE für die mietweise Bereitstellung von elektronischen Schachbrettern. Das Angebot umfasst 500 DGT-Bretter und kostet inklusive Personal einen sechsstelligen Betrag. Sollten wir keine Bretter der Firma DGT nehmen, so fordert die FIDE auf Grund ihrer Regularien mit der Firma DGT eine Zahlung in Höhe von 25.000 Euro. Andererseits wissen wir von den Bemühungen der Dresdner Firma eChess GmbH & Co. KG um ein neues Übertragungssystem. An dieser Stelle ist aber klarzustellen: Die Bemühungen um dieses Übertragungssystem werden weder vom Organisationsbüro oder dem Ausrichter der Schacholympiade gefördert noch erfolgen sie in unserem Auftrag.

ND: Zwischen der Firma eChess und Dr. Dirk Jordan, der zugleich auch Chairman des Organisationskomitees ist, soll es geschäftliche Verbindungen geben.
VERLEGER: Es ist bekannt, dass Dr. Jordan sich für die Entwicklung dieses neuen Systems engagiert und Prokura für die Firma eChess besitzt.

ND: Kritiker argwöhnen, dass Gelder aus dem Olympiaetat abgezweigt worden seien für die Entwicklung neuer Bretter in Dresden.
VERLEGER: Das ist unwahr. Es sind keine Gelder, weder von der Stadt noch vom Organisationskomitee oder der Schacholympiade 2008 - Chess Foundation GmbH, an die Firma eChess geflossen.

ND: Sie haben noch ein gutes Jahr Zeit, Sponsoren für die Olympiade zu finden. Ist die Zeit nicht bereits sehr knapp?
VERLEGER: Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck an der Lösung dieses Problems.

ND: Der geplante Hauptsponsor ZMD AG ist zwischenzeitig abgesprungen. Warum?
VERLEGER: In wiefern sich ZMD für die Schacholympiade engagiert, ist noch nicht abschließen geklärt. Die Gründe, warum ZMD nicht mehr als Hauptsponsor zur Verfügung steht, können von uns nicht abschließend bewertet werden. Klar ist aber, es hat nichts mit der Sportart Schach zu tun.

ND: Die Verdienste von Dr. Jordan für die bisherige Vorbereitung der Olympiade bleiben sind allgemein bekannt. Warum ist im August 2007 nun Dresdens Sportbürgermeister Lehmann zum Präsidenten des OK berufen worden?
VERLEGER: Die Schacholympiade war von Anfang an Chefsache bei dem für Sport verantwortlichen Bürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, Winfried Lehmann. Gut ein Jahr vor der Veranstaltung ist der Zeitpunkt für ihn gegeben, sich noch intensiver in die heiße Phase der Vorbereitung als Präsident des Organisationskomitees einzubringen. Als Chairman ist Dr. Jordan verantwortlich für die sportfachliche Vorbereitung der Olympiade. Dr. Jordans Kompetenz in diesem Bereich ist unbestritten.

ND: Oder hat die Berufung von Bürgermeister Lehmann etwas damit zu tun, dass gegen Dr. Jordan zwischenzeitig ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren geführt worden war wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Abrechnung der Frauen-EM 2004 in Dresden?
VERLEGER: Ich bitte Sie zur Kenntnis zu nehmen, dass die aufgrund einer anonymen Anzeige geführt Ermittlungen gegen seine Person seit August 2007 abgeschlossen sind, sich als völlig haltlos erwiesen haben und deshalb durch die Staatsanwaltschaft eingestellt wurden.