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Interview mit Dresdens OK-Chef Bürgermeister Winfried Lehmann

Dresden, 20/11/2007

Dagobert Kohlmeyer sprach mit dem Präsident des Organisationskomitees, Bürgermeister Winfried Lehmann, über Finanzen und Sponsorensuche, über gelöste und noch zu meisternde Probleme auf dem Weg zu dem Mega-Event und über die Malediven.

„Ich ziehe den Karren für eine erfolgreiche Olympiade“
Von Dagobert Kohlmeyer


Herr Lehmann, wie viel kostet die Schacholympiade insgesamt?

Das Turnier der Nationen kostet Dresden im nächsten Jahr 3,88 Millionen Euro. Davon haben wir die Hälfte zusammen. Die noch fehlenden 1,9 Millionen mussten abgesichert werden. Das ist jetzt durch den Stadtrat mit einem klaren Votum (61:0 bei drei Enthaltungen) geschehen. Gewinnen wir noch weitere Geldgeber, verringert sich die städtische Summe entsprechend.

Hauptsponsor ist die Ostsächsische Sparkasse, die laut eigener Auskunft einen sechsstelligen Betrag gibt. Wie viel genau?

Ohne konkrete Zahlen zu nennen, sage ich Ihnen, dass wir die Sparkasse sicher im Boot haben sowie auch die Fördermittel vom Bund.

Viele Banken werben mit Symbolen von Schachfiguren und ziehen dadurch Kunden an. Sie könnten dem Spiel in der Tat etwas zurückgeben.

Die Sparkasse in Dresden tut es, weit über die Olympiade hinaus. Seit Jahren organisiert und unterstützt sie viele Turniere im Kinderbereich. Da ist die Bank permanent an unserer Seite.

Die Sponsorensuche für Schach bleibt dennoch ein mühsames Geschäft.

Wir sind dafür Tag und Nacht im Einsatz. Gerade war ich in Berlin zu Gesprächen mit einer bedeutenden Firma. Aber man kann nicht mit jedem Detail an die Öffentlichkeit gehen, wenn Verhandlungen laufen. Wir wollen Unternehmen nicht verprellen, ehe der Marketingchef nicht seinen letzten Haken auf dem Papier gemacht hat.

Von Links: Winfried Lehmann, Lutz Vogel, Matthias Kribben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sportminister Wolfgang Schäuble hat Unterstützung für die Schacholympiade versprochen. Wie hoch sind die Zuwendungen des Bundes?

Herr Schäuble zeigt großes Wohlwollen, die Regierung hat 100 000 Euro fest zugesagt. Mehr ist mit den Förderungsbedingungen nicht vereinbar, weil wir keine olympische Sportart sind. Wir suchen weiter das Gespräch, ich halte es aber für höchst unwahrscheinlich, dass wir vom Bund eine höhere Summe erhalten.

Sie stehen seit dem Sommer an der Spitze des Organisationskomitees. Was war Ihre erste Amtshandlung als OK-Chef?

Ich habe das Komitee und alle Ehrenamtlichen an meinen Tisch geholt und sie auf das große Ziel eingeschworen. Wir haben die Aufgabenfelder sortiert und einiges neu strukturiert. Es gab ja mehrere Phasen auf dem Weg zur Schacholympiade: die Bewerbung, das Votum des FIDE-Kongresses in Calvia, und jetzt sind wir in der heißen Phase der unmittelbaren Vorbereitung. Es war ein klares Zeichen aus der Dresdner Politik, dass der für Sport Verantwortliche an die Spitze der Bewegung gehört.

Winfried Lehmann, Jürgen Flückschuh (Ostsächsische Sparkasse Dresden)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Stadt hat ja auch prominente Persönlichkeiten gewonnen, um für die Schacholympiade zu werben.

Es freut uns sehr, dass Bundespräsident Horst Köhler die Schirmherrschaft über das Turnier der Nationen übernommen hat. Olympiabotschafter sind die Weltklasse-Spielerin Susan Polgar (USA), die voriges Jahr hier den Women Chess Cup gewann, die Schauspielerin und Sängerin Vaile und - neu dazugekommen - Sebastian Krummbiegel. Der Sänger der Prinzen aus Leipzig ist ein großer Schachfan.

Bei der Euro 2007 in Dresden gab es Probleme mit der Internetübertragung und den Digitalbrettern. Das muss besser werden. Was wird sich 2008 ändern?

Unsere IT-Spezialisten arbeiten mit Hochdruck an einem eigenen Übertragungssystem. Was die Bretter angeht, so gibt es eins, das die FIDE favorisiert und die Option, dass wir selbst ein Brett präsentieren. Der Weltverband muss es aber genehmigen. Ich gehe davon aus, dass noch in diesem Jahr die Entscheidung fällt. Zur Team-EM der Senioren im Februar soll es einen Testlauf mit der Internetübertragung geben. Wir wollen die beste Lösung.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ist die Unterbringung der Olympiateilnehmer gesichert?

Wir sind der FIDE gegenüber in der Pflicht, den Standard der Hotels deutlich über den der letzten Schacholympiaden in Mallorca und Turin anzuheben. Die Aktiven wohnten in Turin im spartanischen olympischen Dorf der Wintersportler (was Kosten ersparte), das war ein starker Kritikpunkt des Weltschachbundes.

Die drei IBIS-Hotels in der Prager Straße von Dresden reichen bei der Olympiade nicht. Wo werden die Teilnehmer und Gäste wohnen?

Wir haben Gespräche mit den Hotels Maritim, Bellevue, Steigenberger und Elbflorenz geführt. Die Doppelzimmer von IBIS werden als Einzelzimmer vergeben. Es gab klare Ansagen von uns bei der Olympiabewerbung, dass wir die Bedingungen der FIDE erfüllen. Eine Kommission des Weltverbandes war in Dresden und konnte sich alles ansehen.

Bei der Euro im April klagten die Aktiven auch über das Essen.

Diese Kritik wurde ausgewertet. Das Ernährungskonzept wird verbessert, vor der Olympiade vorgelegt und durch die Verantwortlichen begutachtet.

Wie kommen die Zuschauer im Spielsaal auf ihre Kosten? Der Abstand zwischen Empore und den Brettern der Aktiven ist sehr groß.

Bei den vorigen Olympiaden in Calvia oder Turin waren die Bedingungen für das Publikum noch ungünstiger. Mit dem Kongresszentrum an der Elbe haben wir einen sehr schönen Austragungsort. Er muss nur optimal genutzt werden. Zur Euro passten die Aktiven alle in einen Saal. Zuschauer konnten nicht in den Innenraum, das versteht sich. Die Sportler würden bei ihrer Denkarbeit gestört.

Was wird bei der Olympiade verbessert/geändert?

Weil dreimal so viel Teilnehmer kommen, wird die gesamte Fläche des ICC genutzt. Alle Trennwände werden herausgenommen, so dass auf der vollkommen geöffneten Ebene auch mehr Platz für die Zuschauer sein wird.

Es gab in der Vergangenheit viel Kritik an einzelnen Machern der Dresdner Olympiade bzw. am Stand der Vorbereitungen. Wie reagieren Sie darauf?

Offensiv. Ich bin ein Kämpfer und stelle mich der Herausforderung. Bei jeder Großveranstaltung des Sports gibt es Für und Wider, Licht und Schatten. Davon darf man sich nicht beirren lassen. Ich ziehe den Karren. Wir haben uns im Stadtrat klar positioniert und viele gute Leute im Boot. Diese gehen mit Euphorie und hoher Begeisterung an die Aufgabe. Und ich stehe an der Spitze.

Die FIDE hat den Leitspruch „Gens una sumus“ (Wir sind eine Familie). Wie lautet Dresdens Slogan?

Unser Leitmotiv für die Schacholympiade lautet „ Wir spielen eine Sprache“. Mit anderen Worten, es werden Vertreter vieler Nationen zu uns kommen und sich verstehen. Nicht nur durch das Ziehen der Figuren.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit wie vielen Teams rechnen Sie?

Wir hoffen auf eine hohe Zahl. Bei den Herrenteams erwarten wir bis zu 150 Mannschaften, bei den Damen 120. Die Malediven haben einen Aufnahmeantrag an die FIDE gestellt. Als neues Mitgliedsland werden sie bei uns in Dresden ihre Olympiapremiere feiern.

Danke für das Gespräch!