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Der Frühaufsteher

Dresden, 15/11/2008

Der frühe Vogel fängt den Wurm? Oder bekommt den Punkt? Ich war überrascht als ich den bulgarischen Großmeister Kiriel Georgiev am Morgen des zweiten Spieltags um 7:45 in den Frühstücksraum des Westin Bellevue Hotels gehen sah. Schachspieler sind nicht gerade als Frühaufsteher bekannt. Tatsächlich war er nicht der Erste, da Weißrusslands Sergey Fedorov dort schon Platz genommen hatte. Nach einem Moment des Zögerns willigte Kiril ein, ein Frühstücksinterview zu geben.



Peter Dengler: Kiril, stehen Sie immer so früh auf?

Kiril Georgiev: Nein, reiner Zufall, gestern bin ich um acht gekommen, heute um 7:45 Uhr, vielleicht komme ich morgen um 7:30 Uhr.

Ok, heisst, das, dass Sie nach dem Frühstück wie meine Frau (Dijana Dengler) und Predrag Nikolic gestern eine Runde joggen?

Nein, ich jogge nicht! Das ist schlecht für mein Herz (zeigt auf Selbiges und ignoriert den beachtlichen Bauchansatz). Ich ziehe es vor, mich nach dem Frühstück noch einmal hinzulegen.

Was war gestern los, als ihr gegen Deutschland B verloren habt – Sie auch gegen Arik Braun?

Ich habe einfach schlecht gespielt, nach zwei Stunden dachte ich, dass wir 3:1 oder sogar mit 3,5 Punkten gewinnen aber dann sind die Partien gekippt.

Spielen Sie immer noch die Drachanvariante?
Ja, manchmal. Vielleicht einmal im Jahr…

Haben Sie dieses Jahr schon eine Partie damit gehabt? Können wir uns auf einen Drachen während der Olympiade freuen?

(grinst) Vielleicht, ich weiß nicht, ob ich dieses Jahr schon einen Drachen gespielt habe.

Sie haben auch eine Weile in der Deutschen Bundesliga gespielt.

Ja, sechs Jahre lang. Ich spielte für Bochum und Castrop-Rauxel von 1996 bis 2002. Ich spiele auch in den Mannschaftsmeisterschaften in Bulgarien, Kroatien, Serbien, Österreich und Frankreich. Ich bin eher ein Mannschafts- als ein Einzelspieler.

Mögen Sie lieber die komprimierte Form der Landesmeisterschaften, bei der alle Runden in einer Woche gespielt werden oder die Verteilung auf mehrere Monate wie in der deutschen Bundesliga?

Ich präferiere definitiv die komprimierte Form, da dasweit weniger Reiseaufwand mit sich bringt. Das st auch der Grund, warum ich  nicht mehr in der Bundesliga spiele.

Gibt es ein Ziel, das vom bulgarischen Verband ausgegeben wurde? Ihr habt das stärkste bulgarische Team aller Zeiten mit dem Weltranglistenersten Veselin Topalov am Spitzenbrett.

Nein, es gibt keine Vorgabe und auch keinen Druck. Aber je besser wir uns platzieren, desto besser wird es finanziell honoriert.

Ist Schach ein Schulfach in Bulgarien? Wieviele Stunden Schachunterricht erhalten die Kinder?

Ja, in manchen Schulen ist Schach Unterrichtsfach. Ich weiß leider nicht, wieviele Stunden in solchen Fällen unterrichtet wird.

Sind Sie zum ersten Mal in Dresden?

Nein, ich war auch bei der Eurpopameisterschaft im letzten Jahr dabei.


Haben Sie  auch ein bißchen die Sehenswürdigkeiten angeschaut?

Ein wenig, die Stadt hat sich wirklich toll entwickelt!

Welchen Modus bevorzugen Sie? Mannschaftspunkte wie jetzt oder Brettpunkte wie früher als Primärwertung?

Ich mag das alte System lieber. Generell mag ich es nicht so gern, wenn die Regelungen ständig geändert werden.

Was ist mit den Regeländerungen der Mindestzahl von 30 Zügen und Partieverlust im Falle des Zuspätkommens?

Die 30-Züge Regel ist ok, aber es ist lächerlich, dass man dem schiedsrichter manchmal erklären muss, warum eine Partie schon vor dem 30. Zug wegen Zugwiederholung Remis ist, wenn es für sie nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist. Wir sind Großmeister, die Schiedsrichter sollten uns glauben und nicht zweifeln.

Sie sind auch ein sehr starker Blitzspieler. Warum haben Sie nicht an der Blitzweltmeisterschaft in Kasachstan in der letzten Woche teilgenommen?
Ich wurde nicht eingeladen.

Nicht eingeladen?

Ja, soweit ich weiß, konnte man sich nicht qualifizieren, die Teilnehmer wurden einfach eingeladen. Vor 20 Jahren habe ich die Blitzweltmeisterschaft in St. John in Kanada mitgespielt. Ich schlug Kasparov 3-1 im Viertelfinale, Karpow schon in einer früheren Runde. Im Halbfinale habe ich gegen Waganjan verloren, aber den Titel holte Michail Tal.


Welche Quelle benutzt du für deine Partiendatenbank?

The Week in Chess.


Sind die Schacholympiaden deine Lieblingsturniere?

Ja, das würde ich so sagen. Man trifft eine Menge Freunde. Das ist meine dreizehnte Olympiade seit 1984 und ich bin erst 43.


Was macht die Familie? Spielen Ihre Kinder Schach?

Ich habe eine 18-jährige Tochter und einen 15-jährigen Sohn. Aber sie spielen kein Schach.

Überhaupt nicht?

Naja, sie können schon spielen. Meine Tochter ist sogar mal bei den Kindern bulgarische Vizemeisterin im Schnellschach geworden. Aber danach hat sie umgehend aufgehört.

Arbeitet Ihr Frau neben der Arbeit zu Hause?

Nein, ich bin ungefähr sechs Monate im Jahr unterwegs. Das würde nicht klappen, wenn sie auch noch einen Job neben dem Haushalt hätte.

Kiril, vielen Dank für dieses Frühstücksinterview und ich wünsche Ihnen einen guten Schlaf für den Rest des Vormittags!


Kiril Georgiev


Peter Dengler

Der Autor dieses Artikels arbeitet als Volunteer bei der deisjährigen Schacholympiade in Dresden. Als Amateurspieler mit einer Wertungszahl um 2250 nutzt er die Chance sich mit der Schachwelt zu treffen, Informationen aus unterschiedlichen Mannschaften zu sammeln, die tägliche Pressekonferenz zu organiseren und das Material für die Veröffentlichung im Internet und dem täglichen Olympiadebrief schriftlich festzuhalten.

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