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Bilanzpressekonferenz zur Schacholympiade

Dresden, 25/11/2008

Um 12 Uhr eröffnete Susan Polgar die Bilanzpressekonferenz der Schacholympiade. Die Hauptorganisatoren der Veranstaltung waren geladen, genauso wie FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinow.



Während an den Brettern noch hart um Gold gekämpft wurde, wurden die ersten Fragen an den Vorsitzenden des Organisationskomitees, Dr. Dirk Jordan gerichtet. Nach seinen abschließenden Eindrücken befragt äußerte er:

 

 

„Die Hauptidee, nämlich dass die Olympiade ein großes Ereignis wird, wurde verwirklicht. Ich habe überwiegend positives Feedback erhalten, die Olympiade war für Spieler wie Betreuer vorbildlich organisiert. Auch die Idee mit den Rahmenturnieren war hervorragend. Das Konzept, morgens selbst spielen zu können und abends bei der Olympiade zuzuschauen wurde voll angenommen. Über 4000 Amateure haben wir so zur Veranstaltung bekommen. Die Stadt wurde sehr gut eingebunden, es gab Ausstellungen und Kulturangebote und auch der öffentliche Nahverkehr war ganz auf Schach eingeschworen. Aus ganz Deutschland kamen ganze Busse mit Schachfreunden zur Olympiade.“


Der Geschäftsführer der Chess Foundation GmbH, Jörn Verleger konnte mit weiteren beeindruckenden Zahlen aufwarten:

 

 

„Wir haben 2,34 Millionen Euro an Sponsorengeldern eingenommen. Es gab drei Hauptsponsoren und insgesamt über 60 Unternehmen, die die Olympiade finanziell unterstützt haben. Allerdings wäre alles nicht ohne die Garantie der Stadt Dresden möglich gewesen, die letztlich auch den größten Anteil der Kosten von 4 Millionen Euro übernimmt. Auch der Freistaat Sachsen und der Bund haben im möglichen Rahmen geholfen“. Die aktuellen Zuschauerzahlen bezifferte Herr Verleger mit insgesamt 13.083. Die 50 Goldkarten pro Tag, die den Zutritt zum Innenraum ermöglichten, waren schon vor der Olympiade vergriffen. Auch die Zahlen aus der „World of Chess“ im Rathaus klangen beeindruckend: 25.000 Liter Mineralwasser hatte ein Sponsor zur Verfügung gestellt, 24 Tonnen Essen wurden ausgegeben, 24.000 Liter Kaffe getrunken. 54.430 Personen wurden durch den Transportservice befördert, 25920 Übernachtungen wurden durch die teilnehmenden Mannschaften gebucht.


Dr. Michael Breidung, der IT-Leiter der Schacholympiade dankte seinen 50 Mitarbeitern, die bisher Einmaliges geschafft haben. Alle Partien waren vom ersten Spieltag an live im Internet zu verfolgen, pro Spieltag mussten die Daten von 520 Brettern übertragen werden. Gemäß der Statistik tummelten sich auf den Webseiten 52 Millionen unterschiedliche Besucher. Auch die Analyse der Datenströme ist nicht einfach:

 

 

„Pro täglichem Logfile brauchen wir rund 30-40 Stunden für die Auswertung!“ erklärte Herr Dr. Breidung.


Mit einigen Minuten Verspätung war auch FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinow auf dem Podium eingetroffen. Er dankte allen Beteiligten, die in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld eine hervorragende Olympiade organisiert hatten. Er verwies auf die Rekordbeteiligung von 146 Mannschaften in der offenen Kategorie und 111 Teams bei den Damen. Der kalmückische Präsident zeigte sich mit der Feuerprobe der zahlreichen Regeländerungen zufrieden:

 

 

„Die Reduktion auf 11 Runden hat sich genauso bewährt wie die Erhöhung der Damenteams auf vier Spielerinnen. Auch die 30-Züge-Regel und der Verlust bei Abwesenheit zum Partiebeginn hat keine größeren Probleme verursacht. Wir denken sogar darüber nach, Letzteres bei allen FIDE-Turnieren einzuführen. Wenn ich an frühere Olympiaden zurückdenke, war der Spielsaal manchmal zu Beginn halbleer.“ Nach seinen Zukunftsplänen innerhalb der FIDE befragt, äußerte Iljumschinow: „Ich möchte die FIDE auf 200 Mitgliedstaaten bringen, derzeit stehen wir bei 165. Und ein anderes Ziel sind 1 Milliarde aktive Schachspieler. Schach ist für mich eine Religion des Friedens, der Sympathie und der Strategie“. Offensichtlich scheint es auch nach wie vor Bestrebungen zu geben, Schach als olympische Sportart im IOC zu verankern. Susan Polgar fragte nach den kommenden WM-Zyklen: „Vom 16. bis 28. Februar findet das Match Kamsky-Topalov in Sofia über acht Partien statt. Der Sieger spielt im September gegen Anand. Als Ausrichter kann ich mir Deutschland, Indien und abhängig vom Sieger im Februar auch Sofia oder Chicago vorstellen“. Auf die Schachelite kommen wiederum Änderungen bei der Ermittlung des nächsten Weltmeisters zu: Aus dem World Cup und dem Grand Prix ergeben sich jeweils zwei Kandidaten, dazu gesellt sich der Verlierer des Kamsky-Topalov Matchs und der Verlierer des WM-Kampfs im nächsten Herbst. Der Siebte ist der Spieler mit der höchsten Elozahl, der noch nicht zu dem ausgewählten Kreis gehört und der Achte wird vom Veranstalter bestimmt, seine Elozahl muss aber über 2700 liegen. Diese acht spielen ein doppelrundiges Turnier, dessen Sieger wiederum den Weltmeister herausfordert.


Anschließend wurde jeder der Teilnehmer gebeten, ein Schlusswort zu richten. Dr. Dirk Jordan machte den Anfang: „Nach dem ersten Tag gab es keine Klagen mehr. Insgesamt können wir sehr zufrieden sein, ich danke allen für diese Olympiade!“


Jörn Verleger hatte zum Abschluss einige weitere Zahlen parat: „Ab dem dritten Tag haben wir einen eigenen TV Kanal produziert. Dort hatten wir pro Tag rund 25.000 Zuschauer, insgesamt 450.000 Mal wurde das Programm abgerufen. Insgesamt gab es 453 akkreditierte Journalisten, 475 Kilo Stollen wurden für den FIDE-Kongress bereitgestellt. Wir hatten zwölf vornehmlich bei der Stadt angestellte und 145 freiwillige Mitarbeiter. Außerdem besuchten zwei Staatspräsidenten, ein Innenminister, ein Oscarpreisträger, ein Fußballtrainer und elf Weltmeister diese Veranstaltung“ .


Herr Breidung war erleichtert, dass auf der technischen Seite alles seinen erhofften Gang nahm, auch wenn die Veranstaltung noch nicht ganz am Ende war. Im Nachgang gab er noch Auskunft zu den meistgesehenen Partien bis zur sechsten Runde. An der Spitze lag hier Gustafsson-Morosewitsch aus der 5. Runde, die weiteren Spitzenreiter der einzelnen Ruden waren Carlsen-Ragger (Runde 1), Wojtaszek-Grischuk (2), Wang Yue-Carlsen (3), Carlsen-Adams (4) und Iwantschuk-Naiditsch (6).


FIDE-Präsident Iljumschinow dankte noch einmal den Organisatoren und allen Beteiligten für das gute Gelingen der Veranstaltung und verwies auf die Wertarbeit eines deutschen Autobauers, die ihn vor größeren Verletzungen bei seinem Unfall kurz vor Beginn der Olympiade bewahrt hatte.


Text: Peter Dengler
Fotos: Georgios Souleidis


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