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Kleiner Springer trifft großen Turm

Dresden, 25/11/2008

Schach zwischen 7 und 83



Etwas zappelig rutscht der kleine Men-Wei Ho auf seinem Platz im großen Spielsaal hin und her und kann gerade so das Schachbrett überblicken. Aufgeregt unterhält er sich mit seinem Nachbarn, aber sobald der Gong für die Rundeneröffnung im Saal ertönt, konzentriert er sich nur noch auf die schwarzen und weißen Figuren. Er ist mit sieben Jahren der jüngste Spieler der Schacholympiade 2008. Und damit liegt er 76 Jahre hinter dem ältesten Teilnehmer, dem 83-jährigen William Hook. Der erfahrene Schachspieler – 70 Jahre lang übt er sich nun schon in dieser Kunst – erlebte hier in Dresden seine 17. Olympiade.

 

 

Ho dagegen steht noch ganz am Anfang seiner Karriere. Mit vier Jahren lernte er Schach. Seither spielte er schon auf mehreren internationalen Turnieren, aber es ist seine erste Olympiade. „Er ist so aufgeregt, mit unserem Team hier dabei zu sein. Noch nie hat er bei einem so großen Turnier mitgespielt“, sagte sein Trainer Wei Po Yueh. Auf die Frage, wie er es geschafft hat, für die Olympiade ausgewählt zu werden, antwortet Yueh: „Er hat in Taipeh die Erwachsenen geschlagen und liegt landesweit auf dem vierten Platz.“

 

Hook feierte seinen persönlich größten Erfolg bei der 1980er Olympiade auf Malta. Damals gewann der Amerikaner, der seit mehreren Jahrzehnten für die Mannschaft der Britischen Jungferninseln spielt, die Goldmedaille für die beste Punkteausbeute. Seit damals habe sich viel verändert. Doch nicht alle Änderungen begrüßt er, so zum Beispiel dass die Spieler ihre Partie automatisch verlieren, wenn sie nicht pünktlich am Brett sitzen: „Diese neue Regel ist lächerlich und hat mit dem Spiel nichts zu tun.“

 

Der kleine Ho hat auch eine Meinung zu allem, was sich nicht um das Schachbrett dreht. „Ich mag den Schnee, aber es ist etwas zu kalt. Alle sind nett zu mir und das Essen ist lecker.“ Auch Hook ist beeindruckt von der Organisation des Turniers und der Stadt Dresden selbst. Besonders die Eröffnungszeremonie habe ihm sehr gefallen, sie sei eine der besten gewesen, die er bisher erlebt hat. Er genießt das, was ihm die Schachwelt nach so großen Erfolgen und so vielen Jahren zu bieten hat: „Ich möchte einfach nur eine tolle Zeit haben“, sagt Hook. „Neben der Faszination des Spieles und dem Reisen sind Schacholympiaden für mich auch immer sehr gesellige Treffen. Man trifft Menschen aus aller Welt und lernt neue Freunde kennen, die man alle zwei Jahre wiedersieht – das ist einfach großartig.“
Men-Wei Ho hat all diese Erfahrungen noch vor sich. Obwohl er noch sehr jung ist und das bunte Treiben um sich herum eher schüchtern beäugt, schlägt er sich tapfer auf dem Brett. Zwar konnte er noch keinen Sieg erringen, doch brachte er so manchen Gegner bei Schachpartien von bis zu vier Stunden zum Schwitzen. Das wäre wohl nicht jedem 7-Jährigen zuzutrauen. Eine Vorliebe, die daran erinnert, dass er noch ein Kind ist, hat er allerdings: nach dem Spiel zeugt ein Bonbonpapier von seiner Anwesenheit, welches unter der Ecke des Schachbretts klemmt.


Text: Mandy Pampel
Foto: Paul Truong

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