Mit seinem russischen Team bei der Schacholympiade wird er da womöglich mehr Spaß haben. Die allgemeine Einschätzung der Experten hier vor Ort und nicht zuletzt des Meisters Worte selbst lassen vermuten, dass Russland in der Besetzung Kramnik, Morozevich, Grischuk, Svidler und Jakowenko antreten wird.Alle deutlich über der magischen 2.700-er Grenze und damit ganz klar Topfavorit Nr. 1. Allerdings bewies gerade das heutige inner-russiche Duell zwischen dem vorigen Weltmeister und dem 17-jährigen Nepomniatchi (sprich: Nepomichi !), dass Wertungszahlen keine Spiele gewinnen. Der junge Herausforderer spielte glänzendes Schach, hatte Kramnik jederzeit im Griff und hätte unter Umständen gar auf Sieg spielen können. Das tat indessen Arkadij Naiditsch, der gegn Van Wely seinen zweiten Sieg des Turniers einfuhr, in ebenso spektakulärer Weise, wie zuvor gegen Kamnik. Loek hat mit "minus 4" nun eine furchterregende Bilanz, blieb aber locker.
Naiditsch legte mit 20. Sf5 eine fantastische Kombination hin, die Klaus Bischoff als Kommentator auch erkannte und den Zuschauern wie immer fachgerecht aufbereitete. Shakhryar Mamedyarov spielte heute einmal mehr Remis, sein Gegner Ivanchuk hatte bisher auch nicht allzuviel Grund, mit dem Turnierverlauf zufrieden zu sein. Aber es war möglicherweise die Partie, die den Zuschauern heute am meisten Spaß machte. Bleibt uns der Blick auf "Gusti Nazionale", der gestern das Feld allein anführte, aber von Peter Leko heute kräftig gefordert wurde. Die Partie zwischen dem Ungarn und dem Deutschen war auch die längste des Tages und Gustafsson rettete sich nur mühsam über die Zeitnot.
Dann jedoch begann der große Kampf um die Verwertung des Mehrbauern, der sich für Leko auf der a-Linie abzeichnete und die weiße Stellung zu zerreißen drohte. Jan wehrte sich lange und tapfer, konnte aber Peters Technik letztendlich nichts entgegensetzen. Der Ungar dürfte damit einen Tag vor Abschluss - als alleiniger Führender - vor dem dritten Titelgewinn in Dortmund stehen. Auch Peter kündigte während der Schachtage an, dass Ungarn mit dem stärkstmöglichen Team in Dresden erscheinen wird. Neben ihm sind Judith Polgar und Zoltan Almasi gesetzt, der vierte Stammplatz ist noch unklar.
Leko und Nepomniachi analysieren ihr Spiel von gestern
Die Hauptschiedsrichter und Schachlegenden Alexander Bach und Andrzej Filipowicz
Gustafsson beobachtet Naiditsch
Naiditsch überzeugte heute wieder